Wanderung in die Simien Mountains – Äthiopien
Debark
Nach unserer langen Bustour aus Shire kamen wir in Debark an. Dort war es wirklich schwierig, eine einigermaßen vernünftige Unterkunft zu finden, deren Preis auch stimmte. Im Endeffekt landeten wir im Emitgogo Hotel. Dieses ist leider ziemlich heruntergekommen und altbacken. Außerdem nicht wirklich sauber, WLAN funktioniert nicht und kein warmes Wasser. Wir waren enttäuscht.
Von einer Mitreisenden, die wir bei unserer Tour durch die Danakil Depression kennengelernt hatten, hatten wir die Nummer eines Tourguides bekommen, der ihr auch empfohlen wurde. Er heißt Ginbie. Auf unserem Weg durch Debark wurden wir auch noch von zwei weiteren Guides angequatscht, auch sie wollten uns Touren verkaufen.
Nachdem wir mit allen gesprochen/geschrieben hatten, gefiel uns das Angebot von Ginbie am besten. Er schickte uns eine genauen Inhaltsplan und was alles in seinem Angebot enthalten war. Drei Tage Simien-Mountains-Tour inklusive des Eintritts, Zelt- und Schlafsackverleihs, aller Mahlzeiten von einem Koch zubereitet, eines Scouts, Maultiere und Maultiertreiber, Wasser und des anschließenden Transfers nach Gondar sollten pro Person 150$ kosten. Das klang fair.
Nachmittags trafen wir in einem Restaurant einen weiteren Guide, der uns fragte, was wir machen wollten. Er sei ein Guide für Leute, die ein wenig mehr Geld ausgeben wollten. Wir unterhielten uns lange, er gab uns Kaffee und Bier aus und bestätigte uns in unserer Entscheidung, die Tour bei Ginbie zu machen.
TIPP: Fragt andere Touris, ob sie einen Guide empfehlen können. Dabei bekommt man sicherlich einige gute Empfehlungen für Guides und schon eine Preisvorstellung.
Der erste Tag - Los Geht's
Morgens kauften wir noch Mützen bei einem Händler am Straßenrand, da es nachts unter 0°C werden sollte in den Bergen. Um 9:30 Uhr wurden wir von Ginbie vom Hotel zu Fuß abgeholt. Zunächst gingen wir in ein anderes Hotel, dort haben wir ein Pärchen, einen Spanier und eine Israelin, kennengelernt. Die beiden kamen gerade aus Gondar und frühstückten noch. Die Fünfte im Bund, eine Deutsche, die wir schon vorher in der Danakil Depression getroffen hatten, kam ein paar Minuten später dazu.
Wir warteten noch etwas, unser Gepäck fuhr in einem Van ein bisschen durch die Gegend, erst waren wir etwas unsicher, wann es denn jetzt losgehen würde. Große Gepäckstücke, die wir in den Bergen nicht brauchten, wurden in Debark zwischengelagert.
Nach einer kurzen Zeit saßen wir dann im Auto. Kurzer Halt, um uns beim Büro des Nationalparks zu registrieren und den bewaffneten Scout einzupacken. Dann noch mehrere Stopps für den Koch und verschiedenste Einkäufe. 40 Minuten später passierten wir das Tor zum Nationalpark.
Der erste Tag - Zum ersten Mal Gelada Paviane
Wir fuhren auf der Schotterstraße weitere 30 Minuten, da konnten wir schon eine große Gruppe Gelada Paviane erspähen. Wir stiegen aus und konnten uns den grasenden Tieren ziemlich weit nähern.
Nach ein paar Minuten stiegen wir wieder ein, 10 Minuten danach startete die Wanderung zum ersten Camp in Sankabar (oder auch Sankaber).
Es ging entlang einer steilen Felsenkante, wir machten viele Pausen um uns zu akklimatisieren (Startpunkt der Wanderung war immerhin auf ungefähr 3000 Metern Höhe).
Der erste Tag - besondere Pflanzen und das Camp
Ginbie brachte uns die Pflanzennamen und deren Funktionen im Simien Mountains Nationalpark bei:
Überall wuchs Thymian, der wundervoll duftete.
Eine Nachtschattenart, die Solanum Sessilistellatum, eine stachlige Pflanze mit großen grün gestreiften Früchten, sah man oft am Wegesrand. Die Früchte sind giftig (wenn man sie ins Auge bekommt, kann man blind werden), aber Blätter werden zur Desinfektion von Wunden und zum Waschen verwendet.
Die Abessinische Rose, deren Früchte wie Hagebutten aussehen und gegessen werden, war gerade verblüht.
Es wuchsen verschiedene Bäume dort, an deren Namen wir uns leider nicht mehr erinnern. Wir lernten, dass an ihnen nur Flechten wachsen, wenn die Luft nicht verschmutzt ist. Es waren viele Flechten zu sehen.
Einige Erzraben zeigten sich außerdem auf unserem Weg, große Rabenvögeln mit weißen Akzenten, die nur in Äthiopien vorkommen.
Nach vielen Pausen erreichten wir das erste Camp, Sanbaker, gegen 16:00 Uhr. Wir bekamen Tee und Kaffee, Popcorn und Kekse und hatten Freizeit bis zum Abendbrot. Ein paar Meter liefen wir um die Ecke und konnten dort den Sonnenuntergang betrachten. Kleine Antilopen, sogenannte Klippspringer, begleiteten uns dabei.
Der zweite Tag - Auf zum Geech Camp
Wir standen gegen 5:45 Uhr auf, denn wir wollten den Sonnenaufgang von einem anderen Blickwinkel aus betrachten. Ungefähr 10-15 Minuten liefen wir zu einem Felsvorsprung, der einen wundervollen Blick über die Berge ermöglichte. Kurze Zeit später folgte unser Scout, der seinen Beschützerjob wohl sehr ernst nahm. Gegen sieben Uhr verließen wir den Platz, um 7:30 gab es Frühstück: Pancakes, Kaffee, Tee, Brot mit Aufstrichen.
Berhanu (Ginbies Bruder) war unser Guide für den zweiten Tag. Weiter ging es an atemberaubend steilen Klippen entlang. Mit Ausblick auf einen Wasserfall machten wir eine Pause. An dem Aussichtspunkt gab es ein paar sehr fotogene Geladas.
Der zweite Tag - Lämmergeier
Als wir hinunter zum Fluss liefen, entdeckten wir am Himmel ein paar Lämmergeier. Sie flogen direkt über unseren Köpfen, ein unglaubliches Gefühl. Nach einem kürzeren Abstieg erreichten wir einen Fluss und einen kleinen Wasserfall, an dem man die Füße ins Wasserhalten konnte. Unser Ziel für die Mittagspause.
Am Wasser trafen wir auf einen kranken Scout, den wir mit Schmerzmitteln, Wasser und Essen versorgten. Genauso wie auch ein paar Kinder, die eine Herde Ziegen nahe des Flusses hüteten. Sie trauten sich nicht allzu nahe an uns heran, so lange unser Guide in der Nähe war.
Außerdem lernten wir die Riesenlobelia kennen, eine palmenartige Pflanze, die bis zu zwanzig Jahren wächst, dann stark blüht und danach stirbt. Sie wird bis zu 10 Metern groß und wächst nur über 3500m Höhe.
Danach ging es ein zwei Mal noch auf und ab und schon waren wir an unserem Schlafplatz, Camp Geech, angekommen. Dort erwarteten uns Kekse, Popcorn, Tee und Kaffee. Es war ungefähr 15:30 Uhr und somit konnten wir uns noch frei bewegen und wir nahmen uns die Zeit, um ein paar Fotos unserer neuen Freunde, den Geladas, aufzunehmen.
Der zweite Tag - Geech Camp
Unser Camp war wunderschön gelegen, wir konnten weitläufig gucken und uns an dieser bezaubernden Ebene sattsehen. Kurze Zeit später entdeckte einer unserer Mitwanderer ein Tier in der Ferne. Es war der Äthiopischen Wolf, von dem nur ungefähr 40 Exemplare in den Simien Mountains leben. Er jagte kleine Nager direkt neben unserem Campplatz, die zwischen dem Guassa Gras leben, und wir konnten ihn eine ganze Weile dabei betrachten.
Nach der Kaffeepause beschlossen wir, hoch auf den Berg gehen. Die anderen aus unserer Gruppe waren etwas müde und hatten keine Lust mehr, aber wir mussten unbedingt noch einen tollen Aussichtspunkt finden, um den Sonnenuntergang zu genießen. Die anderen entschieden sich, lieber etwas im Camp zu entspannen, somit zogen wir alleine los.
Auf dem ersten hohen Felsen angekommen, mussten wir feststellen, dass leider dahinter noch eine höhere Erhebung emporragte. Wir sahen von unserem Hügel aus nicht die andere Seite des Tals. Somit machten wir uns auf den weiter hinten gelegenen Berg. Langsam waren wir ziemlich geschafft, aber der Aufstieg hatte sich gelohnt. Die Aussicht war grandios und atemberaubend. Wir genossen einfach den Ausblick auf die unter uns liegenden Canyons und Felsen und die wundervolle Landschaft. Unglaublich!
TIPP: wenn man Vom Geech Camp aus zum nächsten Hügel hochsteigt und dann nochmal zum nächst höheren Hügel, hat man einen tollen Blick über die Berge und mit ein bisschen Glück sieht man das Spektakel der Geladas, wie sie in ihre Höhlen klettern.
Die Sonne wurde zu einem runden orangenen Feuerball bevor sie am Horizont verschwand, das sollten wir noch öfter in Afrika beobachten können. Zum Sonnenuntergang näherte sich noch eine weitere Gruppe mit einem Guide, der sich auszukennen schien. Er zeigte uns ein paar endemische äthiopische Steinböcke, auch Walia Ibex genannt, die man extrem selten zu sehen bekommt.
- wie die Geladas schlafen gehen -
Danach ereignete sich vor unseren Augen noch ein richtiges Naturschauspiel. Der Guide der anderen Gruppe zeigte uns, wo wir uns hinsetzen sollten, um auch alles zu sehen. Wenig später kamen die Geladas, die wir in Massen vorher auf der Anhöhe beobachtet hatten, sie machten sich auf den Weg in ihre Höhlen, um dort zu schlafen. Gemeinsam mit den anderen liefen sie zur Bergkante und sprangen hinunter, hielten sich noch knapp an den letzten Grasbüscheln fest. Spektakulär.
Dann zurück zum Camp, Abendbrot. Die anderen hatten netterweise auf uns gewartet und wir aßen gemeinsam. Wir erzählten von unseren Erlebnissen, unser Guide meinte, dass nicht viele die Steinböcke jemals gesehen haben und auch das Naturschauspiel könne man nicht jeden Tag beobachten. Somit ein super erfüllter Tag!
Der dritte Tag - Auf zum höchsten Punkt unserer Reise
Früh vor Sonnenaufgang standen wir auf, denn wir erhofften uns, die Geladas wieder beim Aufwachen beobachten zu können. Und ja, sie kamen. Leider etwas träger als gestern zum einschlafen und auch erst so gegen 7:15 Uhr, sodass wir uns zum Frühstück sputen mussten.
Nach dem Frühstück wanderten wir immer leicht aufwärts und erreichten kurze Zeit später den höchsten Punkt unserer Tour, den Berg Imet Gogo, der eine Höhe von 3926m erreicht. Dort hatten wir eine kurze Pause.
Die Landschaft und die Ausblicke waren atemberaubend. Leider hatte unser Guide es scheinbar eilig, nach Hause zu kommen und nahm wenig Rücksicht auf uns. Es war schwierig, in der Hast den Ausblick zu genießen.
Der Pfad führte zunächst wieder hinunter, um dann wieder durch einen märchenhaften Wald anzusteigen.
Der dritte Tag - Ende der Wanderung
Gegen 14:00 Uhr erreichten wir eine unbefestigte Straße in Ambaras, auf der unser Minibus wartete. Der Straße folgten wir ungefähr zwei Stunden bis wir wieder Debark erreichten. Mit einer unserer Mitwanderer fuhren wir dann von dort aus noch nach Gondar (auch Gonder), diese Fahrt dauerte wiederum zwei Stunden. Unser Guide telefonierte während der Fahrt mit verschiedenen Hostels, um uns ein Zimmer zu reservieren. Es schien nicht so leicht zu sein, eine Unterkunft zu finden, schließlich landeten wir in der Queen Taytu Pension.
Das Hotel war etwas simpel, aber dafür kostete es nur 250 Birr und befand sich in nächster Nähe zum Fasil Ghebbi. Nach einem Abendessen in einem einheimischen Lokal ein paar hundert Meter entfernt gingen wir früh schlafen.
TIPP: 3 Tage sind ein Muss für die Wanderung in die Simien Mountains. bei einer 1- oder 2-Tageswanderung sieht man einfach zu wenig und das Erlebnis kann man nicht voll genießen.
Katharina
1 März 2020Hi ihr lieben, könntet ihr den Kontakt von eurem Guide teilen? Liebe Grüße, Kathi
RalunzelFettsienand
1 März 2020Hallo liebe Katharina,
natürlich können wir unseren Kontakt teilen. Wir schicken ihn dir per E-Mail zu, weil wir nicht wissen, ob er seine Nummer gern im Internet sehen möchte ;D
Wir wünschen dir natürlich gaaaanz viel Spaß in der wundervollen Flora und Fauna in den Simien Mountains! Wir freuen uns, wenn du dann deine Erfahrungen mit uns teilst 🙂