Chitu Lake und Buschaos
Anfahrt von Hawassa (auch Awasa oder Awassa)
Heute sollte es zum nächsten Ort gehen. Wir standen gegen 7:00 Uhr in unserem Hotel in Hawassa auf, leider ging es unseren Mägen etwas grummelig. Trotzdem ging es ab zum Frühstück, Check-Out, Geld holen und los zum Minibus nach Shashamene. Der war einfach zu finden und wir zahlten einen nur leicht zu teuren Preis von 40 Birr (theoretischer Preis 15 Birr pro Person, also 30 insgesamt).
Eine halbe Stunde später kamen wir in Shashamene, der Stadt des Rastafari, an. An einem kleinen Kiosk besorgten wir noch Wasser und Bananen und betraten dann den Busbahnhof für Minibusse.
Buschaos
Zwei Minuten später erlebten wir ein komplettes Chaos. Ungefähr fünfzig Leute umringten uns, alle kamen nah und redeten auf uns ein. „Where you want to go? Come here, come here! Take this bus.“ und so weiter. So ein riesen Durcheinander, wir wurden von einem Minibus zum anderen gedrängt, ausgelacht, bedrängt. Einer der Männer versuchte sogar, Raphaels Handy zu stehlen. Als er den Typen wegstieß und sein Handy festhielt, lachten die anderen um uns herum nur.
Wir wurden etwas auseinander gedrängt, Luisa wurde dauerhaft von Fragen durchlöchert. Ob sie Geld hätte, ob man ihre Cap haben könnte, wo sie her komme und noch viel mehr. Raphael versuchte hingegen irgendwie, einen halbwegs seriösen Busfahrer zu finden, der uns heile nach Sembete Shalla bringen könnte. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit landeten wir irgendwie in einem Minibus und schlossen die Türen. Die Menschenmenge versammelte sich immer noch um den Wagen, alle steckten ihre Hände und Köpfe in die offenen Fenster.
Als der Minibus losfuhr, konnten wir endlich wieder durchatmen. Das Ganze hatte uns einen ordentlichen Schrecken eingejagt und wir waren wirklich geschockt. 15 Birr pro Person zahlten wir nach Sembete Shalla.
Endspurt auf dem Motorrad


In dem kleinen Dorf („Es gibt dort kein Wasser“, warnte uns ein Mann im Bus) angekommen, stürmten schon wieder zehn Menschen auf uns los, die uns irgendwas verkaufen, fragen oder sonst etwas wollten. Ein Taekwondo Lehrer sprach uns an und verfrachtete uns auf zwei Motorräder. So fuhren wir 14 Kilometer bis zur 10000 Flamingos Lodge über Sandstraßen mit komplettem Gepäck.
Sobald wir auf Menschen trafen, fingen die Kinder an zu rufen und stürmten auf die Motorräder los. Ein paar Jugendliche versuchten, uns Angst zu machen oder Dinge wegzunehmen oder uns zu kratzen. Währenddessen wehte uns pausenlos Sand in die Augen. Das Ganze fühlte sich wirklich schlimm an, war aber auch im Rückblick eine neue Erfahrung.
Erster Eindruck des Sees Chitu
Nach einer endlos wirkenden Fahrt erreichten wir die 10000 Flamingos Lodge hoch oben über dem Chitu Lake. Der Blick über den See und den nahe liegenden Shalla Lake ist atemberaubend. Und man kann die Schönheit der wirklich unglaublich zahlreichen Flamingos unter einem nur erahnen.
Ehrlich gesagt konnten wir das alles erstmal nicht so richtig genießen. Wir waren einfach platt und erschöpft von unserer unangenehmsten Erfahrung in Äthiopien. Außerdem waren wir geschockt von dem Hass und der Respektlosigkeit der Menschen, die wir so noch gar nicht hier erfahren hatten.
Der Blick von der Terrasse wurde von Unsicherheit und Erschöpfung getrübt. Es half auch nicht, dass in unserem Bad das Wasser nicht funktionierte. Einer der Mitarbeiter sagte, es gebe entweder nur den gleichen Weg zurück oder wir müssten 1200 Birr für privaten Transport zahlen. Wir entwickelten etwas Angst vor der Rückfahrt und er bot uns an, uns dabei zu begleiten.
Bevor wir abends also den Chitu Lake von unten bestaunen würden, erholten wir uns zunächst einmal auf der Terrasse und in unserem hübschen Bungalow mit riesigen Fenstern von dem Schock. Kurze Zeit nachdem wir in dem Pavillion verschwunden waren, kamen alle zusammen und trafen sich auf der Terrasse vor unserer Unterkunft. Das war schon sehr störend.
Sonnenuntergang am See Chitu
Bis zu einer Stunde vor Sonnenuntergang saßen wir abwechselnd draußen oder drinnen und versuchten, uns etwas zu beruhigen. Mit einem Mann, der uns als „Guide“ diente, machten wir uns dann auf den Weg hinunter zum Chitu Lake.
Mehrfach versuchten wir, zu erklären, dass wir lieber alleine gehen wollten. Als wir unten ankamen, sagten wir nochmal, dass er nicht auf uns warten solle. Aber die Kommunikation schien weitaus schwerer zu sein, als wir es erwartet hatten. Dadurch, dass er jetzt aber dauerhaft dabei stand und uns ein wenig das Gefühl gab, nicht viel Zeit zu haben, beeilten wir uns ein wenig. Kurz nach Sonnenuntergang erreichten wir wieder unsere Unterkunft.
Dort erwartete man uns schon und wir sollten zum Abendbrot kommen. Die Sonne war schon weg und es gab kein Licht. Somit hatten wir leider eine sehr dunkle Zeit in dem Restaurant-Pavillon. Es gab Shiro mit Brot für 70 Birr pro Portion. Ein ziemlich heftiger Preis, verglichen mit all den anderen Hotel Restaurants in denen wir gegessen hatten. Dort schien 40 Birr für Shiro schon extrem teuer.
Zumindest war die Aussicht schön, aber in dem dunklen Raum war es schon schwierig zu sehen, wie das Essen aussah. Es kam zum Glück bald die Köchin, die uns ein kleines Licht brachte. Dadurch konnte wenigstens einer von uns beiden ungefähr sehen, was wir da vor uns hatten.
Aufgegessen, Vogelbuch geschnappt und ab ins Bett. Die Angestellten nutzten die Abendzeit, um noch bei uns auf der Terrasse zu sitzen. Das war ziemlich laut. Wir blätterten noch in dem Buch, um die gesehenen Vögel zu identifizieren. Nach der Hälfte des Buches versuchten wir zu schlafen. Die sechs Angestellten, die hier arbeiteten, schoben ab und zu die Stühle herum und machten sich dort einen langen Abend. Nicht so schön für uns.




Abfahrttag
Nach einer nicht ganz so angenehmen Nacht wachten wir früh auf. Schließlich wollten wir ein Foto von dem Sonnenaufgang machen. Leider war es ziemlich diesig und eine feste Wolkendecke ließ die Sonne nicht hindurch. Außerdem schliefen zwei von den Leuten, die hier arbeiteten, auf der Terrasse genau in unserem Blickfeld. Wir wollten die beiden nicht aufwecken.
Schade für den Tagesbeginn. Nachdem die Sonne aufgegangen war und wir mit bräunlichem Wasserrinsel geduscht hatten, machten die beiden sich vom Acker.
Später packten wir unsere Sachen. Eigentlich war geplant, noch eine Nacht zu bleiben und ein wenig vom Abijatta-Shalla Nationalpark zu sehen. Aber weil wir uns einfach nicht wohl fühlten, beschlossen wir, abzureisen.
Die Rückreise gestaltete sich wiederholt etwas schwierig. Der Typ von der Unterkunft besorgte zwei Motorradfahrer, die uns für 500 Birr nach Shashamene bringen sollten. Etwas sehr teuer, fanden wir, aber es gab einfach keine andere Möglichkeit für uns. Als extra Bonus wollten die dann nicht mal ganz bis zum Busbahnhof fahren, weil es eine Polizeikontrolle. Somit mussten wir noch ein Bajaj dahin bezahlen.


Fahrt in die Hauptstadt - Addis Abeba (auch Addis Ababa)
Da wir noch den Langano See sehen wollten, stiegen wir in einen Minibus, der uns dort hinbringen sollte. In diesem waren die Leute uns leider sehr feindselig gegenüber und machten sich lustig über uns. Somit entschieden wir, einfach wieder zurück nach Addis Abeba zu fahren. Keine Lust mehr auf das Gefühl, unerwünscht zu sein.
Der Bus war einerseits eine gute Entscheidung, denn wir zahlten einen fairen Preis und hatten gute Plätze. Andererseits überfuhr unser Busfahrer aber einen Esel. Das schockte uns sehr und kostete uns auch 1 1/2 Stunden aufgrund von Verhandlungen mit dem Eselbesitzer über den Preis.
Ein Mitfahrer, den wir im Bus kennenlernten, erklärte uns, dass der Busfahrer im Endeffekt 2000 Birr zahlte. Wenn er einen neuen Esel auf dem Markt kaufen wolle, koste dieser aber ungefähr 5000 Birr. Der Besitzer müsse wahrscheinlich um die Ernährung seiner Familie bangen. Wie schrecklich.
Im Dunkeln erreichten wir Addis Abeba, allerdings ziemlich im Süden. Somit mussten wir irgendein Taxi oder sowas zu unserer Unterkunft finden. Zum Glück half uns der oben genannte Mitfahrer und organisierte sowas wie ein Sammeltaxi. Dieses sollte erst andere Leute weg- und uns dann zur Unterkunft bringen.
Das Krasseste an der ganzen Sache: Er meinte, er habe noch Zeit und fahre einfach mit. Also kamen wir dann an dem Ort an, wo die Unterkunft auf der Karte eingezeichnet war. Doch dort war die Unterkunft nicht. Unser neuer Freund rief dann noch dort an und brachte uns echt bis vor die Haustür. Einfach unglaublich freundlich, wir waren dankbar und froh, als wir ins Bett konnten.
Fazit 10000 Flamingos Lodge
Die Aussicht ist wunderbar und auch die Hütten sind mit Liebe gestaltet. Der See Chitu ist ein fast unentdecktes Wunder. Es ist schön, in der Natur in den verglasten Pavillons zu schlafen.
Aber:
Man sollte sich definitiv im Klaren sein, dass man komplett im Nichts ist und die 60 Dollar teuren Pavillons (für Äthiopien teuer!) keinerlei Luxus bieten. Wir schlafen gern spartanisch. Aber dann muss eben auch der Preis stimmen. Und beim Luxus-Preis möchten wir auch bitte Lodge-Feeling.
Als wir dort waren, funktionierte weder Strom (trotz Solarzellen auf den Dächern), noch Wasser. Als wir ankamen, gab es überhaupt kein Wasser, ein paar Stunden später kam dann spärlich etwas kaltes brackiges Wasser aus dem Hahn.
Die Fahrt war das Schlimmste und es gab laut Unterkunft keinen Transport für einen angemessenen Preis. Das war an anderen Orten Äthiopiens einfach. Wir fühlten uns bei der Anreise unsicher und das hätte nicht sein müssen.
Für das, was dann im Endeffekt angeboten wird, ist der Preis leider unverschämt hoch. Es ist kaum Service vorhanden, es gibt viele Mitarbeiter, diese sprechen aber nur wenig Englisch und kümmern sich nicht. Sie nutzen die Terrassen der Gäste für ihre Pausen, was sich wirklich seltsam anfühlt. Außerdem haben wir mehrfach versucht, den Besitzer der Unterkunft zu kontaktieren, aber er wimmelte uns nur ab.
Wir können diese Unterkunft absolut NICHT empfehlen bis es einen angemessenen Transport gibt, der Service und der Preis angepasst wurde. Sucht euch lieber etwas Netteres und unternehmt eine Tagestour zum Chitu See mit Fahrer. Da seid ihr um einiges günstiger dran und seht auch viel mehr. Die Aussicht ist schön, aber man kommt von dort aus nicht sehr weit und fühlt sich auch wirklich nicht willkommen.