Hawzien und Abuna Yemata Guh – Äthiopien

Fahrt nach Hawzien

Um einige der berühmten um die 130 Kirchen von Tigray zu besuchen, ist Hawzien ein ganz guten Ausgangspunkt. Zu Fuß machten wir uns auf zum Busbahnhof von Mek’ele, nur um dort festzustellen, dass wir falsch waren. Der andere Busbahnhof am anderen Ende der Stadt wäre richtig gewesen.

Unter Anleitung einiger Einheimischer wurden wir in ein Bajaj (besser aus anderen Ländern unter dem Namen „Tuktuk“ bekannt), ein dreirädriges kleines, halb geschlossenes Gefährt, gesetzt und zum richtigen Busbahnhof gefahren. Dort fanden wir schnell einen Minibus, der nach Hawzien fuhr. Der Bus war nach unseren Vorstellungen voll, überfüllt und dann wurden wir zwei noch mit hineingequetscht. Zunächst musste ich (Raphael) auf dem Radkasten sitzen. Als alle Menschen im Bus und das Gepäck auf dem Dach verstaut waren, startete die zweistündige Fahrt. Ein freundlicher Mann bestand nach einer Stunde darauf die Plätze zu tauschen und somit setzte er sich auf den unbequemen „Sitz“.

Mek'ele Äthiopien

Hawzien

Gegen 10:00 Uhr erreichten wir Hawzien. Vom Busbahnhof aus gingen wir nur wenige Meter, um dann in einem kleinen Restaurant unser erstes Shiro zu essen. Dieses Gericht ist eigentlich ein/e Soße/Curry aus Kichererbsen, Chili, Tomate und leckeren Gewürzen.

In dem kleinen Lokal, in dem das wenige Englisch für „Food or Coffee?“ reichte und in dem „Food“ zu einem köstlichen Shiro führte, wurde das spezielle Curry mit selbst gebackenem Brot serviert. Einfach super lecker und eine Portion hätte auch für uns beide gereicht. Der Preis von 20 Birr (70 Cent) pro Gericht war zudem so niedrig, dass wir unser Glück kaum fassen konnten.

Gesättigt und glücklich machten wir uns weiter auf den Weg zum Hauptplatz, um eine Unterkunft zu suchen. Eine Thailänderin, die wir auf der Tour in der Danakil Depression kennengelernt hatten, stand plötzlich vor uns. Sie empfahl das Bazen Hotel, in dem sie untergebracht war. Die Unterkunft war familiengeführt, sauber, mit WLAN und warmem Wasser ausgestattet und kostete 400 Birr fürs Doppelzimmer (das Doppelte des Preises für Einheimische, aber okay).

Abuna Yemata Guh - Wie kommt man dort hin? ​

Viele hatten uns von der Kirche erzählt, zu der man hinauf klettern muss. Falls wir nur eine Kirche sehen wollen von den vielen Tigray Kirchen, dann doch am besten diese! An unserer Unterkunft klopften „Tourenanbieter“ an, diese wollten mit uns die klassische Tour mit 3 Kirchen anbieten und den Transport dafür stellen für 1300 Birr, Eintritt und Guide wären Extra. Naja die Antwort war: definitiv NEIN!

Stattdessen beschlossen wir, uns nur Abuna Yemata Guh anzusehen und das auf eigene Faust. Für den Transport nahmen wir uns ein Bajaj und schlugen dem Mann 400 Birr für Hin- und Rückweg vor, dieser willigte dankend ein und fuhr uns zum Fuß der Kirche. Das Bajaj war jetzt nicht super billig, aber dafür, dass die ganze Tour ungefähr vier Stunden in Anspruch nimmt, in Ordnung.

Guide or not to Guide ​

Als wir ausstiegen, machten wir uns direkt auf den Weg, dort wartete schon der ein oder andere Guide. Wie wir noch herausfinden sollten, gibt es offizielle und inoffizielle Guides. Die inoffiziellen sind schon ziemlich nutzlos, denn sie dürfen nur bis zu einem bestimmten Punkt gehen und den letzten Teil bis zur Kirche nicht betreten.

Sie werden von Rangern vor dem Kloster abgefangen. Nun warteten dort auf jeden Fall ein paar Guides, anscheinend erkennt man die offiziellen an ihrem Guide-Ausweis. Zu dem Zeitpunkt wussten wir leider noch nichts über diese Gegebenheiten, eigentlich war es auch unsere Absicht, überhaupt keinen Guide mitzunehmen.

Aber als wir die ersten abschüttelten, blieb leider noch eine hartnäckiger junger Kerl übrig, der uns die ganze Zeit auf den Fersen blieb. Englisch war kaum vorhanden und das Wort „No“ nahm er eher als Ansporn, uns nicht von der Seite zu weichen. Der gut ausgebaute Weg führte uns zum Ticketverkäufer. Dieser saß am Fuße eines alten Baumes im Schatten und erleichterte uns um je 150 Birr, damit wir uns auf den Weg zur Kirche machen durften. Außerdem meinte er, dass der Weg schon ziemlich problematisch und ein Guide hilfreich sei, somit nahmen wir die Hilfe unseres ungewollten Guides an und einigten uns auf 100 Birr.

TIPP: wenn man hartnäckig ist, findet man ohne Probleme den Weg zur Abuna Yemata Guh ohne Guide. Und wenn man doch einen Guide möchte: Dringend darauf achten, dass er einen Ausweis als offizieller Guide besitzt.

Abuna Yemata Guh Äthiopien
Abuna Yemata Guh Äthiopien

Aufstieg zur Kirche

Der Weg war klar erkennbar, eine angenehme Steigung, die keinem große Probleme bereitet. Ein Guide war absolut unnötig. Bloß irgendwann kamen wir zu der Stelle, von der wir viel gehört hatten, und der Ticketverkäufer zuvor noch geredet hatte: Der erste Teil der Kletterpartie. Nun kam das Interessante: Unser „Guide“ durfte wirklich nur bis dorthin und nicht weiter.

An der Stelle, an der die Kletterpartie nun losging, saß nun ein Scout bzw. Ranger. Dieser versperrte den Weg und eine Diskussion brach zwischen ihm und dem Guide los. Der Scout faselte etwas von 1500 Birr, die wir ihm und seinen Kollegen zahlen müssten, sonst dürften wir den Weg nicht passieren. Naja, 1500 Birr waren uns definitiv zu viel und wir fühlten uns auch wirklich auf den Arm genommen und erpresst. Sein Preisnachlass auf 1000 Birr brachte uns zum überlegen, ob wir nicht lieber den Heimweg antreten und die Kirche einfach ausfallen lassen sollten.

Lange standen wir herum und dachten nach, was wir jetzt tun sollten. Eine Gruppe, die vor uns ein wenig oberhalb kletterte, hatte anscheinend eine Tour durch das Gebiet gebucht und ihr Guide hatte wohl die Situation mitbekommen. Er rief von oben runter, ob alles okay sei, wir berichtet kurz von unserer Situation und er kam zu uns herunter. Nach einer kurzen Diskussion mit dem Scout meinte er, wir dürften passieren und sollten dem Scout 300 Birr Trinkgeld geben. Dafür könnten wir dann auch noch ein Seil zur Sicherung für den Kletterpart nutzen. Ein kurzer Wortabschlag zwischen Scout und Guide sorgte für ein Freilegen unserer Strecke und wir durften passieren.

Die Kletterpartien sind gut machbar, Kuhlen in der Felswand und auch Vorsprünge, an denen man sich festhalten kann, sorgen für Halt. Jedoch gibt es auch die Möglichkeit einer Sicherung durch ein Seil und dieses ist für alle, die mit dem Klettern etwas unsicher sind, eine gute Vorsichtsmaßnahme. Man kann ganz spontan entscheiden, ob man die Hilfe benötigt oder nicht.

Hochgeklettert, trafen wir auf die andere Gruppe und der Guide bot uns an, uns für 200 Birr pro Person mit hochzunehmen und uns alles über die Kirche und die Gegend zu erzählen. Eigentlich schon etwas teuer, aber da er uns so geholfen hatte und wir auch auf seine Kenntnisse setzten, nahmen wir das Angebot an und erfuhren so einiges über diesen Ort.

Wundervoller Ausblick und hübsche Malereien in der Kirche

Der Blick von oben war wahrhaftig spektakulär und wunderschön. Die Felsenkirche war auch ganz hübsch anzusehen und sie liegt auf 2580 Metern Höhe. Von dem Guide erfuhren wir, dass sie im 6. Jahrhundert von Syrischen Christen aus dem Stein gehauen wurde und alle inneren Malereien immer noch original erhalten sind. Das liegt an der extrem trockenen Luft, dadurch werden die Farben quasi konserviert. Die Malereien stellen die zwölf Apostel, die Erzengel, den Erbauer der Kirche und die „Neun Heiligen“, sowie Maria, Josef und Jesus dar.

Abuna Yemata Guh Äthiopien
Abuna Yemata Guh Äthiopien

Zurück nach Hawzien

Der Abstieg war schnell und leicht gemacht, nach der Kletterpartie rückwärts trafen wir unseren 16 jährigen illegalen Guide wieder, aus Mitleid gaben wir ihm die 100 Birr und ließen ihn laufen. Unten wartete geduldig unser Bajaj-Fahrer, unsere komplette Wanderung hatte mit den ganzen Pausen, Erzählungen über die Kirche und Diskussionen drei Stunden in Anspruch genommen. Er fuhr uns zurück nach Hawzien, dort bekam er die abgemachten 200 Birr. Nach ein bisschen Meckerei, er habe doch so viel gewartet, er brauche mehr Geld, verzog er sich mürrisch. Sorry, abgemacht ist abgemacht.

Um 15:30 Uhr waren wir also wieder in Hawzien. Wir beschlossen, keine anderen Kirchen mehr anzuschauen, da Abuna Yemata Guh die spektakulärste sein sollte und für unseren Geschmack reichte es an Kirchen. Wenn man dahingehend aber interessiert ist, gibt es noch so einige andere in der Gegend zu sehen.

Kaffeezeremonie

Da wir unbedingt Äthiopischen Kaffee probieren mussten, begaben wir uns in ein Lokal direkt am Hauptplatz und bestellten Kaffee. Der Kellner fragte uns etwas, bestimmt, welche Art Kaffee wir wollten. Allerdings verstanden wir überhaupt nichts und nickten nur verständnislos. Dies führte dazu, dass wir eine komplette Kaffeezeremonie am Tisch serviert bekamen. 

Der Kellner lief zu einem Lokal nebenan, eine Frau brachte daraufhin eine traditionelle Kaffeekanne, zwei kleine Tässchen und eine Schale mit Weihrauch. Die Einheimischen um uns herum nickten stolz und schauten uns erwartungsvoll an, ob der Kaffee denn auch schmeckte. Er war verdammt stark und wir tranken unseren ersten Kaffee mit Zucker, da man ihn sonst kaum trinken konnte. Die Zeremonie war schon sehr speziell und schön, wir machten uns kurz Gedanken, ob wir gleich nach horrenden Summen für das Touri-Special gebeten würden. Jedoch kostete uns das ganze Spektakel 10 Birr. Super witzig.

TIPP: Hawzien ist der perfekte Ort, um einheimische Köstlichkeiten zu probieren. Sie sind wirklich noch komplett authentisch, die Preise sind auch echt und es ist wirklich alles extrem lecker.

Markt und Dasein in Hawzien

Nach dem Kaffee-Erlebnis machten wir uns auf den Weg zum Markt. Einer der Einheimischen in dem Café hatte uns nämlich davon erzählt und uns den Weg gewiesen. Es war ein hübscher Markt, vor allem wurden Chilischoten, Getreide und Gemüse verkauft. Ein guter Ort zum Herumschlendern und man hätte sicherlich das ein oder andere Schnäppchen ergattern können. Jedoch verzichteten wir darauf, da wir uns ja erst am Anfang unserer Reise befanden.

Da uns unser erstes richtiges Erlebnis mit Äthiopischem Essen so gut gefallen hatte, beschlossen wir, es einfach nochmal zu wiederholen und das köstliche Shiro einfach ein zweites Mal zu essen. Die Restaurantbesitzer freuten sich sichtlich. Diesmal teilten wir aber ein Gericht, das war locker genug für uns beide.

Abends verabredeten wir uns noch mit der Thailänderin, einem Japaner, einer Deutschen und zwei Franzosen, die alle mit uns in der Danakil Depression waren und sich zufällig auch gerade auf nach Hawzien gemacht hatten. Es gab ein paar Bier und dann ging es früh ins Bett.

Morgen wollten wir so weit wie möglich in Richtung der Simien Mountains gelangen.

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