Gondar und Bahir Dar – Fasil Ghebbi, Inselklöster und die Blue Nile Falls

Auf der Suche nach Fasil Ghebbi

Früh morgens standen wir auf, da wir auf jeden Fall die Burg in Gondar sehen wollten. Erst einmal brauchten wir neues Bargeld. Es stellte sich leider nicht als sonderlich leicht heraus, wir klapperten verschiedensten Automaten ab, aber die meisten wollten nicht. Entweder kein Geld oder „Out of Order“: es dauerte etwas, bis wir einen funktionierenden Automaten fanden.

In der Stadt herrschte schon am Morgen ein buntes Treiben. Aufgrund unseres etwas strafferen Zeitplans wollten wir am liebsten am Vormittag noch weiter nach Bahir Dar. Also auf zur Festung: Die großen Mauern waren kaum zu übersehen, es war uns nur erstmal nicht wirklich klar, wo denn der Eingang sein sollte.

Alle möglichen Tore wurden untersucht, doch sie führten entweder zu einer Kirche, ins Nichts oder zu Friedhöfen. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Irgendwann kamen wir endlich zum korrekten Eingang, gingen hinein und wurden sogleich abgefangen. Eine Person, die dort herumstand, meinte, dass die Festung noch geschlossen sei: Die Ticketverkäuferin war noch nicht da. Zwanzig Minuten sollten wir noch warten.

Für uns bedeutete das eine gute Möglichkeit, um einfach schnell einen Platz für ein kleines Frühstück zu finden. Direkt gegenüber dem Eingang befand sich ein kleines süßes Café. Wir setzen uns hinein, orderten zwei Kaffee und ein wenig Gebäck, welches wir uns aus der Vitrine aussuchten.

Ein paar Einheimische saßen am Nachbartisch und achteten darauf, dass alles korrekt abläuft. Als wir bezahlten, gaben sie der Angestellten noch einmal zu verstehen, dass wir doch bitte nicht den Touristenaufpreis zahlen sollten. Somit bezahlten wir 18 Birr, machten 20 draus und hatten das mit Abstand günstigste Frühstück bisher gegessen.

Gondar Fasil Ghebbi

Besichtigung von Fasil Ghebbi

Zurück an der Burg saß die Ticketverkäuferin an ihrem Platz und wir konnten endlich die antiken Gebäude erkunden. Das Ganze kostete 200 Birr pro Person, unserer Meinung nach etwas teuer für Äthiopische Verhältnisse. Kameras sollten extra kosten. Kleine Kamera 70 Birr, große Kamera 125 Birr. Die Dame berechnete uns aber nichts davon und ließ uns passieren.

Wir waren an dem Tag die ersten Besucher und somit hatten wir das Gebiet für uns. Hier und da arbeiteten ein paar Angestellte, aber die waren mit der Restaurierung und der Gartenpflege beschäftigt.

Fasil Ghebbi ist eine Festungsstadt aus dem 16. Jahrhundert und wurde vom damaligen Äthiopischen Kaiser Fasilides (auch Fasilidas) in der Regenzeit bewohnt. In den Jahren nach ihm wurde die Stadt erweitert und jeder Nachfolger baute weitere Gebäude dazu.

Zuerst gingen wir in den Palast des Fasilides, das größte Gebäude der Festung.
Leider war es nicht möglich, auf den höchsten Turm zu steigen, da dieser momentan restauriert wird.

Auch die restlichen Gebäude wie den Palast Iyasus, die Bibliothek Yohannes I. und der Palast von Menteweb sind wunderschön anzusehen. Alles wird von der komplett erhaltenen Stadtmauer umschlossen.

Gondar Fasil Ghebbi

TIPP: wenn man früh genug kommt, gibt es vielleicht die Möglichkeit, Fasil Ghebbi ganz allein bewundern zu können.

Abfahrt von Gondar

Nach dem Besuch der Festung, holten wir unsere Sachen aus der Unterkunft und wollten direkt einen Bus nach Bahir Dar nehmen. Der Busbahnhof ist nicht gut erreichbar von der Innenstadt und liegt weiter draußen. Laut Rezeptionist und einigen anderen Locals ist er mit dem Bajaj für 200 Birr zu erreichen.

Uns quatschten am Kreisel ein paar „Schlepper“ an, die uns gemeinsam für insgesamt 400 Birr in einen Bus nach Bahir Dar setzten wollten. Obwohl uns klar war, dass sie sich ca. die Hälfte selbst in die Tasche stecken würden, handelten wir sie auf 300 Birr herunter und stiegen ein. Zumindest hatten wir ein Bajaj und weitere Verhandlungen am Busbahnhof gespart.

Die Busfahrt war wahrhaft schrecklich. Wir saßen vorne zusammengequetscht und der Busfahrer fuhr wie ein Irrer. Viele Stopps, viel Kotzerei der Mitfahrer, dadurch hat sich alles ein wenig verzögert. Im Zentrum von Bahir Dar wurden wir dann rausgeworfen. 10 Schlepper, die uns direkt das Gepäck aus der Hand reißen wollten und die versuchten das Gepäck vom Dach in die Finger zu bekommen, befanden sich direkt um uns herum.

Ankunft in Bahir Dar

Schnell versuchten wir, alle abzuwimmeln, das klappte nur so halb gut. Einer der Schlepper meinte, er sei ein Freund von Alex und warte schon auf uns: Wir kannten nur keinen Alex und wollten auch nicht, dass uns jemand abholt. Dieser „Freund von Alex“ war der Hartnäckigste von allen und ließ uns nicht in Ruhe.

Durch Zufall trafen wir einen Angestellten von unserem Hotel (Waterfront Hotel) – Aber bis er uns seinen Ausweis vom Hotel zeigte, waren wir ihm nicht sehr vertrauensvoll gegenüber und hatten versucht, auch ihn loszuwerden. Aber er arbeitete wirklich für das Hotel, so stand es auch auf seinem Ausweis. Er hielt die Schlepper fern, die wir vorher im Schlepptau hatten und rief uns ein Shuttle zum Hotel.

Nach einem Getränk war der Bulli mit der Aufschrift unseres Arrangements da und brachte uns zu unserer Unterkunft. Endlich ein wenig Luxus nach all den Touren ohne Möglichkeit, wirklich richtig zu duschen. Direkt erstmal unter die Dusche gesprungen – mit Abstand die beste, die wir in Äthiopien hatten.

Zunächst gönnten wir uns eine Ruhepause und liefen dann später mit dem Typen des Hotels zum Busticketschalter, um schon das Ticket nach Addis Abeba zu kaufen. Am Abend genossen wir die Zeit auf der Terrasse unseres Hotels bei einem kühlen Getränk, Burgern und Nudeln.

Gondar Fasil Ghebbi

Ausflug in Bahir Dar

Gern wollten wir in Bahir Dar die Inselklöster anschauen und außerdem nach Tissisat zu den Wasserfällen des Blauen Nils fahren. Lange überlegten wir, wie wir beides in einem Tag unterbringen sollten. Schließlich ließen wir uns von dem Angestellten des Hotels überreden, eine Kombi-tour bei ihm zu buchen, in der wir zunächst vier Klöster mit dem Boot besuchen und dann mit einem Minibus zu den Wasserfällen gefahren werden sollten.

Für die Tour wollte er 800 Birr pro Person haben. Uns war bewusst, dass das viel zu viel war und wir über den Tisch gezogen wurden. Wir starteten so einige Versuche, den Preis herunterzuhandeln, allerdings wussten wir auch, dass es so ziemlich die einzige Möglichkeit sein würde, beide Aktivitäten zu vereinen. Der Typ ließ sich kaum runterhandeln und wir zahlten 1500 Birr insgesamt. Es fühlte sich blöd an, weil wir wussten, dass er einen großen Teil davon einfach für sich behalten würde.

TIPP: wenn man Zeit hat, kann man ohne Probleme auf eigene Faust die Wasserfälle des blauen Nils besuchen. Einfach den lokalen Bus nach Tisissat nehmen, man kann dort auch auf einem Campingplatz nächtigen, der wirklich toll sein soll.

Inselklöster: Ura Kidane Mihret

Am nächsten Morgen starteten wir um 8:30 Uhr und fuhren erstmal mit einem Bajaj zum Hafen. Dort bestellte uns der Kerl vom Hotel erstmal ein Getränk, dann hatten wir aber doch kaum Zeit, es zu trinken. Mit zehn anderen Touris stiegen wir auf ein Motorboot. Kurze Zeit später hatten wir herausgefunden, dass die meisten für die Bootstour nur 300 Birr gezahlt hatten und diejenigen, die beide Dinge sehen wollten, meist nur 500 Birr. Ein paar wurden auch so abgezogen wie wir. Fühlte sich wirklich nicht gut an.

Auf dem Wasser fuhren wir zunächst einmal eine ganze Zeit lang Boot und passierten zwei kleine Inseln mit jeweils einem Kloster, eines davon das Kibran Gabriel. Dann erreichten wir das andere Ufer, an dem die Klöster Ura Kidane Mihret und Mehal Zege Giyorgis erbaut sind.

Ein kurzer Fußweg führte durch Stände voller Souvenirs zum Kloster Ura Kidane Mihret. Jeder zahlte 150 Birr Eintritt und dann konnten wir barfuß das Kloster betreten. Es war ein großes, rundes Gebäude aus Lehm und Holz und innen waren die Wände vollkommen mit Malereien bedeckt. Daneben befand sich noch ein kleines Museum mit antiken Bibeln und anderen christlichen Büchern, alten Priestergewändern, Kronen und anderen historischen Gegenständen. Ganz süß aber ziemlich verstaubt alles. Das Kloster war ganz hübsch anzuschauen, aber wir entschieden, kein weiteres Kloster von innen zu besichtigen, zumal uns das Ura Kidane Mihret als schönstes und sehenswertestes Kloster empfohlen wurde.

Inselklöster Bahir Dar Tanasee

Inselklöster: weitere Bootsfahrt

Als alle fertig waren und wir uns wieder am Bootssteg eingefunden hatten, liefen wir zu Fuß weiter zum Mehal Zege Giyorgis Kloster. Wir guckten es nur von außen an und gingen dann zum dortigen Bootssteg, wo unser Boot lag. Nachdem alle das zweite Kloster besichtigt hatten, stiegen wir wieder auf das Boot. 

Ehrlich gesagt hatten wir erwartet, dass wir auch noch die Klöster auf den zwei kleinen Inseln anschauen würden, so hatte es der Typ vom Hotel am Vorabend erklärt. Das fiel aber aus, unser Bootsführer fuhr daran vorbei.

Stattdessen fuhren wir zum Ursprung des blauen Nils, um eventuell einen Blick auf Nilpferde zu erhaschen. Und wirklich tauchten dort zwei Nilpferde herum und steckten zwischendurch die Köpfe aus dem Wasser. Auf dem Rückweg kamen wir an vielen weißen Pelikanen vorbei, die waren wirklich großartig anzuschauen.

Pelikane Bahir Dar Tanasee

TIPP: nach Stand 2019 muss man auf keinen Fall mehr als 300 Birr für die Bootsfahrt zu den Inselklöstern zahlen. Also Handeln! und sonst zum Nächsten gehen…

Anfahrt zu den Tisissat Wasserfällen

Nach einer kleinen Mittagspause am Wasser stiegen wir zusammen mit drei anderen Personen in einen Minibus und fuhren in Richtung Tisissat. Auf dem Weg holten wir noch zwei Äthiopische Touris aus einem Resort ab.

Ungefähr eine Stunde fuhren wir auf einer unbefestigten Straße bis wir am Eintrittshäuschen ankamen. Dort zahlten wir 50 Birr. Mit unseren Mitfahrern einigten wir uns darauf, einen Guide zu nehmen und die Kosten zu teilen. Für uns blieben damit 100 Birr.

Tisissat Wasserfällen - Blue Nile Falls

Um zu den Wasserfällen zu gelangen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man läuft außen herum und überquert den Fluss unterhalb auf einer Hängebrücke. Zurück kommt man dann, indem man mit einer Fähre für 20 Birr über den Fluss oberhalb des Wasserfalls übersetzt. Oder man nutzt zwei Mal die Fähre und verkürzt dadurch den Weg. Gern hätten wir den Rundgang gemacht, aber unsere Mitreisenden wollten gern den kurzen Weg.

Nach der kurzen Bootsfahrt liefen wir ein paar Minuten durch Felder und Vulkangestein zum Wasserfall. Dort wurde Chat (oder auch Khat) angebaut, eine Pflanze mit stimulierenden Blättern, das zweitgrößte Exportgut Äthiopiens nach Kaffee.

Der Wasserfall war wirklich hübsch anzusehen. Aus 42 Metern Höhe stürzte das Wasser in die Tiefe. Die eigentlichen Ausmaße konnte man nur erahnen. Dadurch, dass keine Regenzeit war und außerdem an Wochentagen bis zu 90% des Wassers vom anliegenden Wasserwerk abgeleitet wird, reduzierte sich die Größe des Wasserfalls enorm. Der ehemals, mit 400 Metern Breite, zweitgrößte Wasserfalls Afrikas nach den Viktoriafällen zeigt sich nur noch in der Regenzeit (an Sonntagen) in seiner fast vollen Pracht. Nur sonntags wird nämlich das Wasserwerk ausgeschaltet.

Nachdem wir das Überbleibsel, einen immer noch wirklich hübschen Wasserfall, genug betrachtet hatten, liefen wir an der Hängebrücke vorbei zurück zum Boot. Der Minivan wartete auf der anderen Seite des Flusses und brachte uns zurück zu unserem Hotel.

Am nächsten Tag mussten wir ganz früh aufstehen, um uns auf die lange Fahrt nach Addis Abeba zu machen.

TIPP: es gibt zwei Wege zum Wasserfall, einen Rundweg über eine Brücke und zurück mit der Fähre und einen für etwas weniger Bewegungsfreudige, bei dem man mit der Fähre hin und wieder zurück fährt. 

außerdem: Sonntags gibt es mehr zu sehen, da ist das Wasserwerk nämlich abgeschaltet.

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