Auf Reise mit Beduinen durch Wadi Rum – Jordanien
Start Nicht ganz so wie geplant
Heute sollte es ganz früh los gehen nach Wadi Rum. Doch leider machte uns die Uhr einen Strich durch die Rechnung. Aus irgendwelchen Gründen hatten sich unsere Handys (trotz eingeschaltetem W-LAN) nicht automatisch der hiesigen Uhrzeit angepasst.
Als der Wecker klingelte, kam es uns schon komisch vor, denn die Sonne war schon aufgegangen. Und das obwohl wir zuvor noch die ungefähren Sonnenauf-und Untergangszeiten gecheckt hatten und noch davor aufstehen wollten. Nun hatten wir eine Stunde weniger Zeit und somit ging es ohne Zwischenstopp und Frühstück direkt nach Wadi Rum Village.
Um 9:15 Uhr waren wir mit Ali verabredet, unserem Guide für den Tag.
TIPP: Es gibt bestimmt viele gute Anbieter, wir haben bei Beduin Roads gebucht und waren sehr zufrieden.
Der erste Eindruck von Wadi Rum
Es ist zum Glück nur eine kurze Strecke von Aqaba in die Wüste. Nach knapp einer Stunde und ein paar Polizeikontrollen, kamen wir auch an unserem Ziel an. Dort warteten schon viele Guides, die versuchten, ihre Leute einzusammeln. Wir konnten unseren nicht auf Anhieb ausmachen, aber ein junger Mann eilte uns zur Hilfe und rief direkt unter der Nummer an, die wir zuvor bekommen hatten. Daraufhin ging es Schlag auf Schlag. Er telefonierte kurz, brüllte dann laut: „Ahmed!“ Die anderen um ihn herum riefen mit.
Wir lernten Ahmed kennen, sprangen auf seine Ladefläche und fuhren zum Büro von Beduin Roads. Dort erwarteten uns ein älterer Herr, der uns sogleich schwarzen Beduinentee und einen Platz in der Sonne anbot. Kurz darauf trafen noch zwei Jeeps ein. Mohamed und Ali.

Wie sich herausstellte, war Mohamed der Boss von dem Camp, in dem wir abends nächtigen würden, und Ali unser Guide, der uns den Tag begleiten sollte. Ahmed brachte uns nur von dem Treffpunkt bis zum Office. Das erste, was Ali sagte: „Are you ready to get lost in the desert?“ Ja, das waren wir. Er lachte.
Wir tranken unseren Tee aus, sprangen auf die Ladefläche von Alis Jeep, freuten uns darüber, dass wir ganz alleine waren, und fuhren los.
Erst noch eine asphaltierte Straße, die dann nach ein paar hundert Metern im Sand endete. Danach gab es nur noch die Wüste.
Lawrence's Spring und die verlorene Sonnenbrille
Der erste Stopp auf unserer Tour durch Wadi Rum war Lawrence’s Spring. Ali erzählte uns, dass es oben in dem Berg eine natürliche Wasserquelle gebe. Das Wasser fließt den Berg herunter in einen Bach, den dann viele der Tiere in Wadi Rum als Tränke nutzen.
Der Legende nach nutzten auch Lawrence und seine Truppe diese Wasserstelle damals für sich und ihre Tiere. Lawrence von Arabien war ein britischer Soldat. Er wurde im Ersten Weltkrieg beauftragt, einen Aufstand der Araber gegen die Türken herbeizuführen. Besonders hatten die Briten es auf eine deutsch-türkische Bahnstrecke durch die Wadi Rum abgesehen, da sie direkt nach Ägypten führte, das britisch besetzt war. Lawrence nahm seine Aufgabe sehr ernst und wurde zum Anführer der Beduinenaufstände, in Arabischer Kleidung. Er führte Überfälle auf die Eisenbahn an und wird als Befreier der Beduinen von dem Osmanischen Reich angesehen und gefeiert.
Bevor man auf den Felsen klettert, der zur Quelle führt, kann man Inschriften von den Nabatäern auf einem Stein erkennen. Es gibt keinen direkten Wanderweg, man solle sich einfach gerade einen Weg hinaufsuchen.
Mit diesen Informationen gewappnet, sprangen wir von der Ladefläche und schauten uns die vielen kleinen alten Inschriften auf dem Felsen an. Schon ziemlich imposant, wenn man bedenkt, wie viele Jahre das ganze her ist. Wir setzten uns hin und begutachteten noch etwas die Inschriften, packten schon einmal die Kamera aus und machten ein paar Bilder. Diese sollten wohl vorbeikommenden Karawanen zeigen, dass dort oben Wasser zu finden ist.

Danach machten wir uns auf den Weg zur Quelle. Der Weg steigt relativ stark an, somit ist er gar nicht so unanstrengend, aber trotzdem in kurzer Zeit machbar.
Auf dem ersten Plateau angekommen, entdeckten wir auf einmal etwas Grünes in dieser kargen Wüstenlandschaft. Und auch ein paar nasse Steine wiesen auf eine Wasserquelle hin.
Wir stiegen weiter nach oben, zum Schluss muss man etwas klettern, aber es lohnt sich, bis ganz nach oben zu steigen. Von dort oben hat man einen super Ausblick über die Landschaft.
Wir verbrachten etwas Zeit und sogen schon einmal die ersten Eindrücke von diesem Blick auf. Man konnte bei dem weiten Ausblick erahnen, was die Wüste noch alles so zu bieten hat.
Großartiger Start: Mit Lust auf mehr machten wir uns wieder auf den Weg herab. Rutschten auf dem Hintern die Sandsteine runter und genossen den doch so angenehmen Abstieg.
Bis mir (Raphael) auffiel, dass ich meine Sonnenbrille oben vergessen hatte. Für mich hieß es also, wieder rauf auf den Berg und nach meiner Sonnenbrille suchen.
Ich rannte schnell diesen Berg wieder hoch und kam völlig außer Atem oben an. Leider keine Sonnenbrille, ein Pärchen saß ungefähr an der Stelle, an der wir kurze Zeit vorher die Aussicht genossen hatten, auch die hatten leider keine Sonnenbrille gesehen. Also wieder runter und zum Glück noch ein Pärchen erwischt, die die Sonnenbrille mitgenommen hatten.
Somit ging es wieder Berg ab und auf die Ladefläche des Jeeps, weiter in die Wüste.

Red Sand Dune
Das nächste Ziel war die Red Sand Dune. Wie der Name schon sagt, eine riesige Düne aus rotem Sand. Ali meinte, dass es von oben einen super Panorama-Blick über Wadi Rum gibt. Als Tipp gab er uns mit auf den Weg, links von der Sanddüne auf den Steinen zu gehen. Dort gab es im Felsen eine Schneise, auf der man ganz easy auf den Felsen bei der Roten Sanddüne gelangt, ohne sich mühsam durch den Sand zu kämpfen. Oben angekommen, könne man die Sanddüne dann entspannt hinunter gehen.
Das hörte sich gut an, wir bestiegen die Düne mit Leichtigkeit. Scheinbar waren wir auch die einzigen die diesen Tipp bekamen, denn wir überholten schnaufende andere Touristen. Ganz oben kletterten wir auf den Berg, liefen ein wenig auf dem Felsen herum und sahen über Wadi Rum in alle Richtungen. Wir nahmen uns Zeit und machten ein paar Fotos.

Zum Schluss ging es über die riesige Düne durch den Sand wieder hinunter. Ich (Luisa) wollte mich unbedingt rollen lassen, Ich (Raphael) entschied mich lieber für ein entspanntes Gehen. War auch besser so, einer muss ja vernünftig bleiben mit der Kamera in der Hand und die rollende Luisa aufnehmen :D.
Unten angekommen, schnell den Sand aus den Schuhen ausgekippt und wieder unseren Platz auf dem Geländewagen eingenommen, um weiter Wadi Rum zu entdecken.
Khazali Canyon mit Inschriften
Der Khazali Canyon beherbergt uralte Inschriften, Fußabdücke und Tierzeichnungen. Leider konnten wir nicht tief in die Schlucht hinein, da es ein paar Wochen zuvor geregnet hatte und das Wasser sich dort sammelte. Wir betrachteten somit nur die Inschriften und hörten uns ein paar Geschichten dazu an:
Angeblich handeln die Inschriften von Gott und dem Propheten Mohammed.
Zudem bot der Canyon den damaligen Beduinen Schutz vor Umwelteinflüssen.
Ein Felsen an dem Canyon erinnerte an eine Kopfform und wurde Queen of the Desert genannt. Zudem standen ein paar alte Bäume dort, die sich gut als Fotomotiv eigneten.



Little Bridge
Zuvor mussten wir die Sehenswürdigkeiten von Wadi Rum immer mit ein paar anderen Touristen teilen (Wie wir gehört haben, aber nichts gegen die Hauptsaison), hier waren wir ganz allein.
Die Little Bridge ist ein kleiner, von Mutter Natur geformter Steinbogen, auf den man raufklettern kann und der sich super als Fotomotiv eignet. Wir waren dort oben auch die einzigen und konnten somit ein wenig Zeit zu zweit verbringen.
Der Aufstieg war nicht schwer, man kam relativ leicht nach oben, wenn man wusste, wie. Ali kam zuerst noch mit, um uns den Weg zu zeigen und dann noch ein paar Fotos von uns zu machen. Danach ging er wieder und meinte, wir könnten uns ruhig so viel Zeit lassen wie wir brauchen. Somit genossen wir die Aussicht und versuchten noch, den Bogen aus ein paar anderen Winkeln abzulichten.
Nach der Little Bridge sollte es auch schon Mittagessen geben, das wir bei seinem Bruder zu uns nehmen würden. Dieser lebt in der Wüste und hat ein paar Ziegen.
Wir hatten so einen Hunger, dass wir uns richtig auf die Pause freuten.
TIPP: wenn man sich bei den ersten Sehenswürdigkeiten beeilt, hat man erstens die nächsten für sich und kann vielleicht noch 1, 2 Dinge mehr sehen als vorgesehen. Die Guides sind sehr flexibel.
Erste kulinarische Erfahrung mit Beduinischem Essen
Die Fahrt dauerte ein wenig, aber war wunderschön. Wir fuhren ganz allein durch die Wüste und sahen nichts und niemanden. Faszinierende Steinformationen zogen an uns vorbei. Weißer und roter Sand wechselte sich als Bodenbelag ab beide Farben verschwammen an manchen stellen miteinander.
Irgendwann hielt der Jeep, wir waren da. Ein einzelnes Beduinenzelt mit einem kleinen Gehege für Ziegen dahinter zeichnete sich 50 Meter vor uns ab. Ali bedeutete uns, von der Ladefläche zu springen. Er sagte, wir sollten ein bisschen zu Fuß die Gegend erkunden, während er das Essen vorbereitet.

Minuten später lernten wir Alis Bruder kennen, der uns in seinem Zelt willkommen hieß. Er bot uns einen Platz am offenen Lagerfeuer an und zeigte uns, wie er den Tee vorbereitet. Den, der nicht ganz so süß ist, wie der für die echten Beduinen, aber dennoch echt verdammt süß.
Schwarzer Tee wird mit einer bestimmten Sorte Salbei gemischt und mit sehr viel Zucker. Es entsteht ein richtig starker, süßer Tee.
Wir beobachteten das Feuer und die vor dem Zelt liegende Wüste, während Ali ist in dem benachbartem Zeltraum noch weiter das Essen vorbereitete.
Kurze Zeit später gab es dann auch endlich Mittag. Es gab einen Gemüseeintopf, Ziegenkäse, Thunfisch, Hummus, Gurken, Bananen und Fladenbrot. Da der Tag schon fortgeschritten war (14:00) und wir kein Frühstück hatten, waren wir super hungrig. Es schmeckte einfach top und wir freuten uns riesig.
Alis Bruder bereitete sich einen Kopf auf seiner Wasserpfeife vor und legte sich auf seine Matratze, sah in die Ferne der Wüste und zog genüsslich an seiner Pfeife. Wir verabschiedeten uns und machten uns weiter durch die Wüste.
Die namenlose Schlucht
Unser erster Stopp nach der Mittagspause war eine kleine Schlucht, der Eingang lag gegenüber des größten Bogens in Wadi Rum, der Burdah Rock Bridge. Ali sagte, wir sollten einfach hindurch laufen und wir treffen uns auf der anderen Seite. „Bis in einer Woche“!
Komplett allein und verloren in der Wüste machten wir uns auf den Weg. Wir genossen die Stille. An vielen anderen Orten (obwohl Nebensaison) waren meist noch ein paar andere Menschen. Auch wenn es eine überschaubare Gruppe war und man immer Zeit allein hatte, war doch immer jemand in der Nähe.
Jetzt waren wir wirklich allein. Wir stapften durch die Schlucht und – doch zum Glück heute und nicht in einer Woche – wurden wir von unserem Guide auf der anderen Seite wieder eingesammelt.
Der Gang durch diesen Canyon sollte ein Vorgeschmack für den nächsten Halt sein. Denn der sollte vor der schönsten Schlucht in Wadi Rum stattfinden.

Abu Khashaba Canyon - der grüne Canyon
Wohl der grünste und schönste Weg durch eine Schlucht in Wadi Rum ist die Wanderung durch den Abu Khashaba Canyon. Zwei, drei andere Touristen machten sich auch gerade dort auf den Weg. Wir nahmen uns kurz nach dem Eingang ein wenig Zeit, um den Weg allein genießen zu können und machten Fotos von zwei schicken Bäumen.
Als wir letztendlich niemand anderen mehr hörten, starteten auch wir unseren Gang durch den Canyon. Über Stock und Stein an grünen Pflanzen vorbei ging es durch die Schlucht auf Entdeckungstour. Noch an ein, zwei anderen Stellen fanden wir attraktive Möglichkeiten, um Bilder zu machen. Auch hier wartete Ali auf der anderen Seite und begrüßte uns.
Um Fruth Rock Bridge - Groß, aber nicht der größte Bogen in Wadi Rum
Hier warnte uns Ali schon vor, dass wir nicht allzu viel Zeit hätten. Um den Sonnenuntergang beobachten zu können, wollte er noch an einem anderen Platz fahren.
Wir kletterten schnell auf den Felsen, auch hier führte der Weg gerade auf den Berg hinauf. Ali zeigte uns den Weg, der durch eine kleine Felsspalte führte. Er wartete unten und machte wieder ein paar Bilder von uns, wie wir auf der Brücke standen.
Sonnenuntergang in Um Sabatha
Danach fuhren wir weiter zu unserem Platz für den Sonnenuntergang, die goldene Stunde war schon angebrochen.
Der Jeep hielt an einem riesigen felsigen Berg mit vielen Löchern an, der sich super eignete, um auf ihn drauf zu klettern. Von oben konnte man die Sonne perfekt in der Ferne untergehen sehen.
Wir kletterten hinauf, positionierten alles und setzten uns auf die Kante des Felsen. Ein wunderschöner weiter Blick über die atemberaubende Landschaft Wadi Rums.
Die Sonne ging unter, die Wüste wurde langsam in Dunkelheit getaucht.
Bevor wir nichts mehr sehen konnten, machten wir uns wieder auf den Abstieg.

Unterkunft in Wadi Rum
Nachdem wir den Berg hinabgeklettert waren, durften wir im Inneren des Jeeps Platz nehmen, Ali hatte ein bisschen freien Raum geschaffen. So ruckelten wir in der Dunkelheit auf den Weg durch die Wüste bis zu unserem Schlafplatz.
Angekommen, wartete auf uns schon Mohammed, den wir am Morgen schon kennengelernt hatten. Hier verabschiedete sich Ali von uns. Für den zweiten Tag sollte uns ein anderer Guide begleiten. Ali war aus unserer Sicht ein toller Guide. Er hat uns viele Dinge erzählt und war super nett. Er nahm sogar von sich aus Fotos von uns auf und auch für die anderen Touristen, bei denen der Guide nur im Auto sitzen blieb.

Mohammed war der Chef des Camps, er zeigte uns unser Zelt und lud uns zum Tee in das Gemeinschaftszelt ein. Wir legten unsere Sachen ab und machten uns auf den Weg, um einen schwarzen beduinischen Tee zu genießen.
Am großen Zelt angekommen, zogen wir die Schuhe aus und machten uns auf dem mit Teppich ausgekleideten Zelt auf den Weg zum offenen Feuer inmitten des Raums. Dort saßen Ahmed, Mohammed und ein Freund, der zu Besuch war. Die Wasserpfeife lief und wir saßen ums Feuer und tranken unseren Tee.
Mohammed fing nebenbei an, das Essen für den Abend aufzutischen. Wir aßen von einem großen Buffet mit viel Auswahl. Wir schienen die einzigen Gäste von außerhalb zu sein. Mit den Einheimischen zusammen entspannten wir am Feuer und genossen unser Essen.
Unser beduinisches Touri-Zeltlager verfügte über Solarstrom und fließendes Wasser. Somit gab es Toiletten, Duschen, Steckdosen und Licht in jedem Zelt. Nur kein W-LAN, das wäre auch zu viel des Guten gewesen.
Erschöpft von diesem wundervollen Tag gingen wir zurück zum Zelt. Als wir im Camp angekommen waren, bedeckten noch Wolken den gesamten Himmel. Aber jetzt, ein paar Stunden später, schienen diese etwas aufzubrechen.
Somit verließen wir nachts das Camp, um draußen in der Wüste Fotos von der Landschaft bei Nacht zu machen.
Nach dieser einmaligen Erfahrung fielen wir müde ins Bett.
Morgen wollten wir früh aufstehen, denn wir verbringen einen kompletten Tag auf Kamelen in der Wüste.


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